An 28. Oktober feierte der Radsportverein RMSV „Frisch auf“ Düsseldorf e. V. sein 125-jähriges Jubiläum. Auch abseits der großen Düsseldorfer Vereine Fortuna oder DEG wird in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens großer Sport betrieben: Der RMSV ist der einzige Düsseldorfer Verein, der Hallenradsport betreibt und bietet dabei neben Radball und Kunstradfahren auch Einradfahren an – und das sehr erfolgreich, wie vier Weltmeistertitel und mehr als 30 deutsche Meistertitel in allen drei Sportarten beweisen.

Zum 125-jährigen Bestehen hatte der Verein ein internationales Radballturnier veranstaltet und hierfür nationale und internationale Spitzenmannschaften eingeladen. Nach der verletzungsbedingten Absage des Teams aus Tschechien reisten ersatzweise die belgischen Meister aus Genk an, die sich mit der französischen Mannschaft aus Dorlisheim im Elsass und deutschen Teams aus Schiefbahn, Ginsheim und Kemnat auseinandersetzten. Gewonnen hat das Turnier das Team aus dem benachbarten Schiefbahn, aktuell eines der drei besten in Deutschland. Die Schiefbahner nahmen auch den von der Bezirksverwaltung 03 gestifteten Wanderpokal mit nach Hause. Sven Kühn und Axel Kirner vom RMSV konnten in diesem illustren Teilnehmerfeld erwartungsgemäß nicht ganz mithalten, dafür hat der Veranstalter seinen Jubiläumsgästen aber Spitzenradball vom Feinsten geboten.

Internationale Radball-Action in Düsseldorf

Zum Beginn der Veranstaltung begrüßte der Vereinsvorsitzende Stefan Kühn Frau Britta Zur, Dezernentin für Sport und Bürgerservices, die als Vertretung von Oberbürgermeister Dr. Stefan Keller vor Ort war, den Präsidenten des Stadtsportbundes Peter Schwabe, den Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf, den Vorsitzenden des Sportausschusses Burkhard Albes und den Präsidenten des RKB Solidarität, Bernd Schwinn.

Stefan Kühn, 1. Vorsitzender des Vereins, und RKB-Präsident Bernd Schwinn (rechts)

Zwischen den Radballspielen zeigten die Sportler des RMSV auch in den anderen Radsportsdisziplinen ihr Können: Magnus Friemel, ehemals Landesmeister im Kunstradfahren, präsentierte eine Einzelkür mit hohen Schwierigkeiten. Die drei Einradfahrerinnen Anika Schnock, Anissa Wolf und Alba Janssen führten eine Gruppenkür vor, die aus komplizierten Tricks bestand. Markus Janssen, Vater von Alba, bereicherte diese Aufführung durch eine humorige Einlage auf einem Mini-Einrad und erheiterte so das Publikum. Linda Kirner, die dreimalige Deutsche Meisterin im Einrad-Marathon – davon einmal mit Weltrekordzeit – zeigte ihre Fähigkeit in einer originellen Einzelkür. Die Nachwuchssportler des RMSV im Radball und Einradfahren bekamen so beste Anregungen, wie sie sich in den nächsten Jahren noch weiter entwickeln können. Auch die Randsportarten innerhalb des RMSV wie „Fahrrad-Langsamfahren“, in der Ehrenvorsitzender Werner Schmitt fünfmal den Deutschen Meistertitel erringen konnte, „Jedermann-Radrennen“ wie „L`Étape du Tour“ oder „L`Eroica“ und „Brevet-Radrennen“ – zum Beispiel Paris–Brest–Paris – wurden präsentiert.

Kunstradeinlage von Magnus Friemel

Neben diesen sportlichen Darbietungen wurde auch die wechselhafte Entwicklung des Vereins von 1898 bis heute anschaulich dargestellt. Aus Anlass des Jubiläums hatte das langjährige Mitglied Klaus Wilbert eine interessante Vereinschronik zusammengestellt. Als Teil der Arbeitersportbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts eröffnete wie andere Vereine des RKBs auch der RMSV „einfachen Menschen“ einen Zugang zum Vereinssport. Nachdem das Hochrad durch das heute noch aktuelle Nieder- oder Sicherheitsrad zum Ende des 19. Jahrhunderts abgelöst worden war, stand erstmals auch für die allgemeine Bevölkerung ein preisgünstiges individuelles Beförderungsmittel zur Verfügung, um Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen, sowohl einzeln als vorzugsweise auch gemeinsam mit anderen im Radsportverein. Dies führte dazu, dass der RMSV Anfang des 20. Jahrhunderts 330 Mitglieder hatte. Neben dem Breitensport nahm der Leistungssport einen immer größeren Raum ein. 1925 konnte Willi Rau so auf der Arbeiter-Olympiade in Frankfurt die Goldmedaille im Radrennen erringen.

Damen des RMSV im Jahre 1958

Einen großen Rückschlag gab es 1933, als der RKB und damit auch der Verein RMSV aus politischen Gründen verboten wurden. Der damalige Vereinsvorsitzende Hans Giesen hat mit großem persönlichen Risiko die Spezialfahrräder und in seinem Keller versteckt und so vor einer Beschlagnahme gesichert. So konnte er am 14. Oktober 1945 mit acht anderen Mitgliedern den Verein neu gründen und nach zwölfjjähriger Pause den Sportbetrieb wieder aufnehmen. Der RMSV hatte es anders als andere Sportler und Sportvereine vorgezogen, nicht zum von den Nazis akzeptierten Konkurrenzverband BDR zu wechseln, sondern in den „Untergrund“ zu gehen. Doch auch nach dem Krieg wurden die sportlichen Aktivitäten behindert, da der Deutsche Sportbund für jede Sportart nur einen einzigen nationalen Spitzenverband akzeptierte. Die Soli-Vereine und -Sportler durften deswegen nicht am regulären nationalen und internationalen Sportbetrieb teilnehmen, wodurch zum Konkurrenzverband BDR wechselten. Erst durch ein Urteil des Bundesgerichtshofs wurde diese Diskriminierung 1977 endlich beendet.

Klaus Wilbert gibt einen Einblick in die 125-jährige Vereinsgeschichte

Alle Hallenradsportarten benötigen am Anfang viel Ausdauer und Geduld; erst nach etwa zwei Jahren beherrscht man sie so, um an Turnieren oder Meisterschaften teilzunehmen. Dies ist in den heutigen schnelllebigen Zeiten sicherlich eine große Herausforderung. Dennoch ist es dem RMSV immer wieder gelungen, interessierte Sportler an den Hallenradsport heranzuführen, unter anderem auch durch Aktionen des Sportamtes mit dem Stadtsportbund wie „Kids in Action“. Da der RMSV auch weiterhin allen Bevölkerungsgruppen eine Teilnahme am Hallenradsport bieten möchte, sind die Mitgliedsbeiträge seit Jahren unverändert moderat und umfassen auch die Nutzung der vereinseigenen teuren Spezialräder.

Mehr Infos über die Geschichte des Vereins gibt es in der Chronik.

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