Wenn gerade mal 0,15 Punkte zum Europameister-Titel fehlen, dann ist das erst mal ärgerlich. Um buchstäblich Haaresbreite hat Jana Pfann vom RKB Soli Bruckmühl bei der Junioren-Europameisterschaft in Geispolsheim/Frankreich die Goldmedaille im 1er Kunstrad verpasst. Aber der Ärger währte nur kurz: Sie hat nach einer fabelhaften zweiten Junioren-Saison, in der sie allen anderen ungeschlagen und uneinholbar davongeeilt war, bei ihrem EM-Debut Silber gewonnen und schaute schon kurz nach der Wimpernschlag-Entscheidung wieder mit frischem Ehrgeiz nach vorne. Schließlich bleiben ihr noch zwei Junioren-Jahre und damit zwei ziemlich realistische Chancen auf das blau-gelbe Sternentrikot. Mit einer großartigen Leistung präsentierte die erst 16jährige sich bei ihrem ersten EM-Auftritt. Selbstbewusst betrat sie als allerletzte Starterin der EM am recht späten Samstagabend das Parkett in der Wettkampfhalle. Zuvor hatte sie das perfekte Programm der Österreicherin Lorena Schneider gesehen. Sie wusste, dass sie sich trotz einiger Punkte Vorsprung in der Schwierigkeit keine Fehler würde erlauben dürfen und nahm die Herausforderung mit einem souveränen Lächeln an. Wie gewohnt routiniert spulte sie ihr Programm trotz des riesigen Drucks ab. Der sensible Mautesprung, der dreifache Drehsprung, alles gelang. Am Ende waren es nur winzige Unsauberkeiten, die den Vorsprung langsam dahinschmelzen ließen. Knapp, sehr knapp, noch nicht mal um den Wert einer halben Welle knapp, fiel sie schließlich hinter die Österreicherin, die mit einer auf den Punkt gebrachten Top-Leistung nach dem Vizetitel des Vorjahres heuer den EM-Titel gewann.
Neben Silber im 1er Frauen konnten sich die deutsche Junioren-Nationalmannschaft über zahlreiche weitere Medaillen und Titel freuen: Weltrekordhalter Tim Weber gelang der Hattrick des dritten Titels in Folge vor seinem Nationalmannschaftskollegen und Dauerrivalen Simon Köcher, der mit eigenem Fanclub, den „Köcher-Ultras“ im Rücken eine blitzsaubere Präsentation vorlegte und sich dann doch wieder knapp mit Silber zufrieden geben musste. Die zweite deutsche Starterin im 1er Juniorinnen Theresa Klopfer blieb bei der EM unter ihren Möglichkeiten und erreichte mit einigen Absteigern Platz fünf. Alexander und Andreas Brandl bejubelten nach der Enttäuschung bei der DM ihren wohlverdienten EM-Titel im 2er offene Klasse. Gold gab es auch für den weiblichen 2er Anika Papok und Anna-Sophia von Schneyder. Eine weitere Silbermedaille brachte die 4er-Mannschaft nach Hause. Im Radballfinale zwischen Deutschland und der Schweiz wurde bis zum Letzten um den Europameister-Titel gerungen. Erst das Viermeterschießen brachte die Entscheidung zugunsten der Schweizer. Text: Steffi Graff
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