Bei der Familie Frank ist der RKB Solidarität fester Bestandteil des Familienlebens: Sowohl Vater Albert und Mutter Monika als auch ihre drei Sprösslinge sind Mitglied im RKB-Verein RV Burgheim 1899 e. V., Sohn Andreas ist sogar Mitglied der amtierenden Bundesjugendleitung. Dass auch ihr Pflegekind Rahman trotz einer bewegten Vergangenheit irgendwann aufs Kunstrad steigen würde, war eigentlich nur eine Frage der Zeit.

Rahman war 2015 nach Deutschland gekommen. Aus seiner Heimat Afghanistan musste er vor den Taliban flüchten, über Teheran gelangte er schließlich nach Bayern. Schon bald suchte das örtliche Jugendamt für Rahman und andere minderjährige unbegleitete Geflüchtete Pflegefamilien – und die Franks haben dann spontan überlegt, ein Pflegekind aufzunehmen. „Wir haben ein großes Haus, der Platz war also da. Also haben wir gedacht ,Warum nicht? Wir haben die Möglichkeit‘“, erzählt Albert. Nachdem das Jugendamt die Franks genau unter die Lupe genommen hatte, vergingen zunächst einige Monate. Doch dann meldete sich die Behörde wieder: Sie hätten einen zu uns passenden unbegleiteten Minderjährigen Flüchtling.

Beim ersten Kennenlernen im Jugendamt hat Rahman kein Wort Deutsch gesprochen. Doch nach einem Besuch im Hause Frank, nach ein paar Runden Billard mit den drei Brüdern und einem Kaffeekränzchen stand fest: Rahman und die Franks versuchen es miteinander. Erst zog Rahman zwei Wochen zur Probe ein, dann blieb er. „Er hat die Familie dann noch mal richtig zusammengebracht“, so Albert. Alle haben geholfen, Rahman zu unterstützen, der in Afghanistan nie eine Schule besucht hatte und stattdessen schon als achtjähriges Kind arbeiten musste. Mit Oma und Opa hat er lesen geübt. Mit Monika schreiben und rechnen.

Seit 2015 ist viel passiert: Rahman hat mittlerweile erfolgreich eine Ausbildung zum „Land- und Baumaschinenmechatroniker“ absolviert und ist von der Firma übernommen worden. Den dafür nötigen Kampf mit den Behörden hat er mit den Franks zusammen ausgefochten – die angeforderten Angaben zu Stammbaum und Familiengeschichte zum Beispiel wurden 2017 auf dem Jugendlager der Solijugend in Lindenberg erstellt. Ende 2020 hat er den Führerschein bestanden und ein Auto gekauft. Letztes Jahr ist der heute Einundzwanzigjährige in eine eigene Wohnung gezogen, er ist aber natürlich noch oft bei den Franks, die er Mama, Papa und Brüder nennt. Und natürlich sieht man sich in der Sporthalle, denn Albert ist nicht nur Ziehvater, sondern auch Trainer von Rahman, der im Oktober 2021 auf der Hallenrad-Weltmeisterschaft in Stuttgart für Afghanistan an den Start ging.

Rahman und die Franks in Stuttgart

Mittlerweile hat Rahman auch wieder telefonischen Kontakt zu seiner Familie in Afghanistan. Zurück kann er aufgrund der dortigen politischen Verhältnisse aber nicht. Ziel ist deswegen, dass aus der befristeten Aufenthaltsgenehmigung möglichst schnell eine deutsche Staatsbürgerschaft oder zumindest eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung wird. „Er spielt Schafkopf, spricht bayrisch, liebt Braten und Semmelknödel und trinkt dazu gerne ein Bier“, lacht Albert, der Rahman zusammen mit seiner Familie auch auf diesem Weg unterstützen wird.

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