In einem bis zuletzt spannenden und engen Wettbewerb konnte Mina Heinritzi vom RKB Solidarität Bruckmühl ihren Platz behaupten und holte konzentriert und souverän im zweiten Juniorenjahr EM-Silber.

Im Kunstradsport strebt man nach Perfektion. Vergangenes Wochenende war für die herausragendsten Radartisten Europas wieder Gelegenheit dazu: Elf Nationen sendeten ihre Delegationen nach Wallisellen bei Zürich (Schweiz). Wie schon im letzten Jahr konnte Deutschland mit seiner Auswahl an Spitzenathleten in allen Disziplinen überzeugen. Das „Team Germany“ holte fünf Gold- und zwei Silbermedaillen. Während ihres EM-Debüts setzte sich Mina Heinritzi mit dem Vizemeistertitel mit an die Spitze.

Zuvor hatte sich ein besonders spannender Wettkampf zwischen den letzten drei Sportlerinnen im 1er-Kunstrad der Juniorinnen entwickelt. Mirina Hotz, die führende Starterin aus der Schweiz, zeigte mit einer persönlichen Bestleistung ein über die Maßen sauberes Programm mit nur 8,52 Punkten Abzug. Mit 147,58 Punkten legte sie die Messlatte für die nachfolgenden beiden Deutschen hoch an.

Nach einem beeindruckten Blick auf Mirinas Ergebnis startete Mina Heinritzi in dem Wissen, nicht allzu viel Spielraum zur Konkurrenz zu haben. Anfänglich schien noch alles im grünen Bereich, bis sie bei der achten Übung, dem Übergang vom Fronthang in den Kehrstandsteiger, nicht die richtige Spur halten konnte und durch einen Sturz und das Fehlen der Folgeübung einiges an Punkten verlor. Nach einem weiteren Blick auf die Punktetafel rechnete Mina anscheinend die verbleibenden Chancen aus. Diese verbuchte sie als positiv und entschloss sich, fokussiert am Ball zu bleiben. So blieben trotz Sturz 148,65 Punkte auf der Anzeigetafel stehen – ein zarter Vorsprung von nur 1,07 Punkten vor Mirina. Einige Sekunden mussten Mina und die Zuschauer die Luft anhalten, bis das Ergebnis vom Kampfgericht auch bestätigt wurde. Der Jubel war dann umso größer, denn viele Zuschauer waren aus Deutschland angereist und sorgten für eine großartige Stimmung.

Gut gelaunt: Lena Streit (links) und Mina Heinritzi, hinten Radballer Loris Ferrari

Als Favoritin startete nun Hannah Reichle. Bereits zum dritten Mal hatte sie die Qualifikation zur Europameisterschaft erreicht. Für die erhoffte Goldmedaille hatte es bisher aber leider nicht gereicht. Ihre Anspannung im Verlauf des Programms konnte man spüren und tatsächlich unterlief ihr der ein oder andere abzugsreiche Fehler. Trotz des großen Vorsprungs purzelten die Punkte und näherten sich immer mehr den Ergebnissen von Mina und Mirina an. In den nun folgenden Minuten konnte niemand mehr die Augen von der Anzeigetafel lassen, während die Eingaben des Wettkampfgerichts immer wieder aktualisiert wurden. Hatte Mina noch zuvor um Platz 2 bangen müssen, so war nun die Spannung kaum mehr erträglich. Als dann das Ergebnis von 153,28 Punkten feststand, war auch hier der Jubel sehr emotional. Somit ist Hannah Reichle Europameisterin, Mina Heinritzi Vizeeuropameisterin und Mirina Hotz EM-Dritte 2023.

Spannung gab es auch bei den beiden männlichen Startern aus Deutschland, die sich ein Punkteduell fernab der Konkurrenz lieferten. Linus Weber hatte sich in der vorrangegangenen Saison als starker Fahrer mit verlässlich guten Ergebnissen präsentiert, jedoch hatte Daniel Stark aus dem mittelfränkischen Bernlohe mit 198,9 ganze 8,9 Punkte mehr eingereicht als Linus. Beides sehr beachtliche Programme. Es kam zu einem Kopf-an-Kopf Rennen, bei dem sich Daniel Stark mit 2,97 Punkten durchsetzte und sich damit zum zweiten Mal in Folge Junioren-Europameister nennen darf.

Da ist der Name Programm: Daniel Stark trägt nicht nur die Goldmedaille, sondern auch die Vizemeisterin der Juniorinnen

Einen ziemlich eindeutigen Sieg errangen Jonas Mächtig und Simon Riedinger aus Ilsfeld im 2er-Kunstrad offene Klasse, vor den Teilnehmern aus der Schweiz und Tschechien. Ihren Leistungen hatten die Mitbewerber nichts entgegenzusetzen. Ebenso das Bild im 2er der Juniorinnen. Hier holten sich die Schwestern Lena und Eva Streit den Europameistertitel vor den Paaren aus der Schweiz und Tschechien.

Auch im 4er-Kunstradsport war das deutsche Team nicht zu schlagen. Natürlich war auch wieder das Radballteam für Deutschland mit am Start. Sie dominierten in allen sieben Spielen souverän, was ihnen zum wiederholten Male den Titel einbrachte.

Text: Sandra Heinritzi
Fotos: Max Heinritzi/Ljuba Stark

Similar Posts

Comments are closed.